Antisemitismus Erkennen, Strategien für den Umgang entwickeln und Handeln

Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches und gefährliches Phänomen, das die
Würde und Sicherheit vieler Menschen in Deutschland sowie die Stabilität der Demokratie
gefährdet. Um Antisemitismus den Nährboden zu entziehen, muss er im Alltag erkannt
und sichtbar gemacht werden und es müssen argumentative Gegenstrategien entwickelt werden.
Der Nahostkonflikt hat eine neue Eskalationsstufe erreicht, als am 7. Oktober 2023 die radikalislamische Terrorgruppe Hamas Israel mit Raketen beschoss und Terrorkommandos grausame Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung verübten. Dabei wurden Menschen getötet, verletzt, als Geiseln genommen und verschleppt. Israel hat als Reaktion auf die Terrorattacke eine massive Militäroperation gegen den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen begonnen.
Die Debatte in Bezug auf den Nahostkonflikt hat auch hier in Augsburg Gräben aufgerissen, zwischen Juden und Muslimen, Israelis und Palästinensern, zwischen Menschen verschiedener Herkunft, Kultur und Glaubenszugehörigkeit. Bei den Betroffenen herrscht auf beiden Seien neben Schmerz, Wut, Angst, Trauer eine große Sprachlosigkeit. Dabei ist die Diskussion über den Krieg zwischen Israel und den Palästinensern ist so emotional aufgeladen wie kaum ein anderer Konflikt – auch innerhalb
der Muslimischen Community.
Augsburg hat eine vielfältige muslimische Community. Und auch, wenn man von einer Community spricht hat diese hier (wie auch deutschlandweit) keinen repräsentativen Sprecher. Muslim/innen hier kommen aus unterschiedlichen Ländern, vorwiegend der Türkei. Sie sind sunnitisch, schiitisch, alevitisch, ahmedi oder sufistisch. Manche sind in Moscheen oder Verbänden organisiert, oder gehören zu keiner Gemeinde. Einige gehen freitags in die Moschee, andere gelegentlich oder selten. Ein Teil ist wenig bis gar nicht religiös. Muslimisch an ihnen ist ihre Familiengeschichte und ggf. ihre Kultur und ihre Traditionen.
Im Rahmen des Projekts musa (Qualifikation zum/r „Muslimischen Seelsorger/in“) sollen die bisher ausgebildeten musa-Seelsorger/innen insbesondere die musa-Mentor/innen/-Koordinator/innen –
zur Prävention und Bewältigung von menschenfeindlichen Einstellungen – für das Thema (Muslimischer) Antisemitismus sensibilisiert und gleichzeitig motiviert werden, sich für ein respektvolles Miteinander einzusetzen.
Ausgehend von Alltagserfahrungen sowie vor dem Hintergrund des aktuellen Nahost-Konflikts soll
ein Bewusstsein für eigene Vorurteile, Zuschreibungen, Klischees, Abwehrhaltungen, Ausgrenzungsmechanismen innerhalb der muslimischen Community entwickelt werden.
Gemeinsam gilt es zu reflektieren, inwiefern diskriminierende Denk- und Verhaltensmuster, auch inner-muslimisch, reproduziert werden. Leitend soll dabei die Frage sein, inwiefern eine Sensibilisierung für die eigenen Haltungen zum Empowerment von Muslim/innen sowie zur Überwindung von Rassismus im Allgemeinen beitragen kann.

Um den Erfolg, dieser sehr sensiblen Projektinhalte, zu gewährleisten werden die Teilnehmer/innen von Beginn an, im Rahmen einer Infoveranstaltung sowie in Supervisions-Veranstaltungen, informiert, „abgeholt“ und in die Projektgestaltung miteingebunden (Wünsche / Interessen / Inhalte / Referentenauswahl …)

In einer „theoretischen“ Lernphase werden die abgestimmten Inhalte, durch ausgewählte Fachreferent/innen, vermittelt.

In der darauf folgenden praktischen Reflexions-/Vertiefungsphase werden die Teilnehmer, auf
Basis des „Gelernten“ durch Supervisions-Veranstaltungen begleitet. Ziel ist es die eigenen Bilder im Kopf zu reflektieren, Stereotype zu erkennen und die eigenen Mechanismen zu hinterfragen.
(Wie beeinflussen die Vorurteile und Stereotype meine Sprache und auch mein Handeln?)
Anhand von praktischen Beispielen erlernen die Teilnehmenden, die eigene Rolle zu reflektieren und eigene Handlungsstrategien zu entwickeln.

Die Mentor:innen/Koordinator:innen werden ergänzend parallel und separat supervidiert
im Hinblick ihrer Rolle als Vorbildfunktion und direkter Ansprechpartner für die Seelsorger/innen.

Projektträger

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ITV gemeinnützige UG
Wolframstrasse 3
86161 Augsburg
Webseite: www.itv-institut.de

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